Trinkwasser ohne Aufbereitung – so nah wie möglich
In Oberfranken fördern fast 250 Wasserversorger das Grundwasser aus gut 516 Quellen und Brunnen. Damit können über 80 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Die restlichen 20 Prozent kommen zum größten Teil aus der Trinkwassertalsperre Mauthaus, gespeist von Quellbächen des Frankenwaldes; eine kleine Menge Wasser schließlich liefert das Lechmündungsgebiet.
Allerdings haben es die oberfränkischen Wasserversorger nicht immer einfach, ihr Trinkwasser zu gewinnen. Während manch andere Region Bayerns buchstäblich aus dem Vollen schöpfen kann, hat Oberfranken mit mehreren Nachteilen zu kämpfen. Grundsätzlich ist in Oberfranken genug Grundwasser vorhanden. Mit Blick auf die zukünftige Sicherung geht es vor allem darum, die Grundwasservorräte durch Vorsorge gegenüber Schadstoffeinträgen zu schützen.
Oberfranken: wasserarm und wasserreich
Grundwasser entsteht, wenn Wasser im Boden versickert. Regen, Tau oder Schnee erneuern auf diese Weise ständig die unterirdischen Wasservorräte. Allerdings gelangt nur ein geringer Teil der Niederschläge in den Boden. Von 100 Litern Regen wird über die Hälfte von Pflanzen „ausgeatmet“ oder verdunstet an der Bodenoberfläche.
Nur 13 Liter sickern ins Grundwasser und speisen so unsere Trinkwasservorräte. Der Rest fließt ab – über Rinnsale oder Gräben an der Oberfläche, über die Kanalisation oder aber auch über oberflächennahe Bodenschichten direkt in die Bäche und Flüsse.
In Oberfranken fallen in manchen Orten weniger als 600 Millimeter Niederschlag im Jahr und gehören damit zu den wasserarmen Regionen in Bayern. In den regenreichsten Gebieten Oberfrankens, im Frankenwald und im Fichtelgebirge, regnet es 950 bis 1.300 Millimeter pro Jahr. In Südbayern fallen jährlich durchschnittlich 1.030 Millimeter Niederschlag – in den Alpen können es sogar über 2.000 Millimeter werden.
Der Nachschub für das Grundwasser hängt auch noch vom Untergrund ab. In die Festgesteine der Mittelgebirge versickert weniger Niederschlag als in die Karsthohlräume der Fränkischen Schweiz. Das prägt auch unsere Landschaft. In den Mittelgebirgen gibt es ein dichtes Gewässernetz, in der Fränkischen Schweiz nur wenige, meist größere Gewässer.
Trinkwasser aus Grundwasser
In Oberfranken wie in ganz Bayern wird der größte Teil des Trinkwassers aus Grundwasser aus Brunnen und Quellen gewonnen. Grundwasser fließt im Verborgenen – dort, wo das Wasser nicht weiter versickert, sondern sich sammelt und Hohlräume ausfüllt. Grundwasser gibt es zwar überall – es kommt aber auf das Gestein und das Relief an, in welcher Tiefe, in welcher Menge und in welcher Qualität es fließt.
Grundwasser ist „der Fingerabdruck“ einer Region: Seine natürlichen Inhaltsstoffe wie der Gehalt an Calcium und Magnesium spiegeln die Zusammensetzung des geologischen Untergrundes wider und sind das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Gestein und Grundwasser. Intakte Böden und Gestein reichern das Wasser nicht nur mit Stoffen an, sie funktionieren auch wie ein Immunsystem für den Grundwasserkörper, halten Schadstoffe zurück und speichern das Wasser in der Tiefe.
Untergrund in Oberfranken: gute und schlechte Speicher – gute und schwache Filter
In Oberfranken sind der Boden und das Gestein in manchen Bereichen so beschaffen, dass nur wenig Wasser im Untergrund gespeichert werden kann. Andere Bereiche zeigen große Wasserreservoirs.
Wenn Regenwasser im Boden versickert, wird es mechanisch und biologisch gefiltert. Einerseits bleiben Stoffe an Bodenpartikeln hängen, andererseits bauen Mikroorganismen in den belebten Bodenschichten organische Verunreinigungen ab. Die Filterwirkung ist umso besser, je feinkörniger und dichter die Bodenschichten sind. Sind die schützenden Deckschichten nur dünn, so können Verschmutzungen, zum Beispiel aus Düngemittel oder auch Keime leicht ins Grundwasser gelangen.
Grundwasser in Oberfranken – Sicherung des Dargebots
Rund 81 Millionen Kubikmeter Grundwasser sind für die Trinkwasserversorgung Oberfrankens in einem durchschnittlichen Jahr notwendig. Diese Menge, auch in guter Qualität, nachhaltig zu sichern, ist die Herausforderung für die staatliche Wasserwirtschaftsverwaltung und die Wasserversorgungsunternehmen. Durch den Klimawandel kann sich die Situation noch verschlechtern. Untersuchungen im Rahmen von KLIWA – einem Kooperationsvorhaben der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst – zeigen für den Zeitraum 2021–2050 für den Regierungsbezirk Oberfranken leicht rückläufige Verhältnisse der durchschnittlichen jährlichen Grundwasserbildung. Zudem zeigen sich weitere Herausforderungen:
- Verbrauchsrückgang durch Bevölkerungsentwicklung. In Oberfranken haben wir eine überwiegend rückläufige Bevölkerungsentwicklung. Diese Entwicklung betrifft vor allem ländlich Gegenden, in denen die Wasserversorgung schon jetzt sehr aufwändig sein kann.
- Verbrauchszunahmen in Teilbereichen. Dem Bevölkerungsrückgang steht eine Konzentrationstendenz der Bevölkerung in den Städten entgegen, der in den nächsten Jahren noch zunehmen wird
- Verluste durch sanierungsbedürftige Leitungen in Orten. Die Wasserverluste in Oberfranken belaufen sich nach Angaben der Wasserversorgungsunternehmen jährlich auf circa 9,8 Millionen Kubikmeter Wasser. Dies entspricht rund 12 Prozent des jährlich verbrauchten Trinkwassers.
Sicherung der Qualität
Wir haben in Oberfranken eher ein qualitatives Problem als ein quantitatives Problem.
- 50 Milligramm Nitrat pro Liter lässt die Trinkwasserverordnung zu. In Oberfranken wird dieser Wert überall unterschritten, bei circa 5 Prozent liegt der Wert zwischen 25–50 Milligramm pro Liter und gilt als Risikopotenzial.
- Rund 2 Prozent des Rohwassers ist zu stark mit Pflanzenschutzmittel belastet.
- Bakterien stellen mit rund 7 Prozent des Rohwassers die größte Gefahr dar.
Durch Verdünnung oder Aufbereitung entsteht gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser. Bei Verkeimung und Bakterienbelastung wird desinfiziert. Bei längeren Fließwegen im Netz wird auch vorsorglich gechlort.
Trinkwassertalsperre Mauthaus
Mitte der 1960er Jahre wurden in der Region Oberfranken Engpässe bei der Versorgung mit Trinkwasser erwartet. Die Gemeinden selbst hätten die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung nicht im Alleingang sicherstellen können. Landkreise und kreisfreie Städte schlossen sich deshalb am 20. Juni 1966 zum Zweckverband Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) zusammen.
Der wichtigste Schritt zur Lösung des Engpasses war der Bau Bayerns erster Trinkwassertalsperre im Ködeltal bei Mauthaus im Frankenwald von 1968 bis 1972. Bauherr war die staatliche Wasserwirtschaftsverwaltung, die damit einen wesentlichen Beitrag zur Daseinsvorsorge und weiteren Entwicklung in Oberfranken geleistet hat. Die Talsperre wird heute vom Wasserwirtschaftsamt Kronach betrieben.
Bessere Voraussetzungen für schadstoffarmes Wasser als hier kann es kaum geben: Das fast 40 Quadratkilometer große Gebiet rund ums Ködeltal ist zu 80 Prozent bewaldet und die übrigen 20 Prozent werden nur extensiv bewirtschaftet.
Das Rohwasser des Stausees bekommt denn auch bei den regelmäßigen Analysen Bestnoten und muss nur eine physikalisch-chemische Aufbereitung und Entkeimung durchlaufen, wie sie für Oberflächenwasser obligatorisch sind. Die dafür zuständige Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) der FWO in Rieblich zählt übrigens zu den modernsten Anlagen Deutschlands.